Das Schulmodell kurz und knapp

Das Chemnitzer Schulmodell ist eine staatliche Schule und wurde 1990 gemeinsam von Pädagogen und Eltern initiiert. Sie erfüllt alle Aufgaben der Grund- sowie der Mittelschule Sachsens und vergibt den Hauptschul- sowie den Realschulabschluss. Das Chemnitzer Schulmodell ist eine stadtoffene Ganztagsschule der Stadt Chemnitz.

Das besondere pädagogische Profil der Schule spiegelt sich u. a. darin wider, dass die Notenbewertung der Schüler erst ab Klasse 8 erfolgt. Davor gibt es ausführliche Worturteile zu Lernergebnissen sowie halbjährlich umfangreiche Lernentwicklungsberichte.

Zum Leitbild der Schule gehört, die jungen Menschen als eigenständige Personen wahrzunehmen und zu achten. Das Verstehen der Individualität, der Bedürfnisse und Interessen des einzelnen ist Grundlage dafür. Dieses Verstehen wird durch vielfältige Maßnahmen unterstützt, zum Beispiel durch Morgen- und Wochenkreise, Wochenfeiern oder aktive Schülerratsarbeit. Zum Lehrerzimmer haben die Schüler in den Pausen bewusst freien Zutritt. Gespräche, Absprachen sind erwünscht.

Das Chemnitzer Schulmodell ist für das Kollegium ein Ort, der Lern- und Entwicklungsprozesse initiieren oder unterstützen soll. Die Beteiligten bemühen sich, den vorhandenen Raum in dieser Hinsicht zu gestalten und zu nutzen. Klassenräume sind sowohl Lern- als auch Sozialisationsorte. Sie sind individuell und der Altersstufe entsprechend durch die Kinder mit- und selbst gestaltet; die Schüler übernehmen Verantwortung für sie. Lernen findet nicht nur im eigenen Zimmer statt. Sitzgruppen in den Fluren, andere Zimmer, der Schulhof werden als selbst gesuchte Arbeitsplätze genutzt. In Abständen wird alles überdacht und wenn nötig auch verändert.

„Schule sollte ‚home base’, ein Zuhause sein. Es geht nicht darum, Mathematik und Sprachen zu lernen, es ist ... wichtiger, dass die Kinder lernen, miteinander zu leben.“ (Hermann Hertzberger in Detail.“, 43. Serie 2003, Schulbau, S.152)

Längere Arbeitsphasen (90 minütige Unterrichtseinheiten), die die Schüler zum vertieften Arbeiten kommen lassen, sowie ausreichende Erholungsphasen (halbstündige Frühstücks- und einstündige Mittagspause) mit vielfältigen Pausenangeboten dienen einer sinnvollen Rhythmisierung des Schulalltages. Unterschiedliche Freizeit- und Lernangebote werden zum Beispiel im Rahmen des Ganztagskonzeptes an einem Wochentag von 10.00 Uhr bis 11.30 Uhr angeboten.

Im Grundschulbereich ist der Werkstattunterricht Kernbereich eines individualisierten und auf die Bedürfnisse des einzelnen Schülers ausgerichteten Klassenleiterunterrichts. Fordern und Fördern, thematische und geschlechtsspezifische Angebote, fächerverbindender und fachübergreifender Unterricht, das Einbeziehen außerschulischer Lernorte sind zentrale Begriffe des Klassenleiterunterrichts am CSM. Lerngruppen arbeiten und lernen differenziert. Sie nutzen dabei vielfältige, moderne Lernmethoden sowie sinnanregende Materialien.

Im Bereich der Sekundarstufe 1 kommt das Fachprinzip innerhalb eines modifizierten Stundenplanes zum Tragen. So werden unter anderem einzelne naturwissenschaftliche Fächer fächerverbindend im Fach Naturkunde (Klasse 5 bis 7) unterrichtet. Ab Klasse 8 gibt es zum Beispiel Epochenunterricht für die Fächer Physik, Chemie, Biologie, Geschichte und Geografie. Haupt- und Realschüler werden bis einschließlich Klasse 8 gemeinsam unterrichtet. Die unterschiedlichen Anforderungen werden durch Binnendifferenzierung gelöst.

Die Lehrer verstehen sich in ihrer pädagogischen Arbeit vorwiegend als Berater und Begleiter. Sie bemühen sich, unterrichtliche und außerunterrichtliche Prozesse zunehmend partnerschaftlich (Schüler-Lehrer) zu initiieren und durchzuführen.

Die Lehrer des CSM wünschen sich Schüler nicht als „Konsumenten“. Deshalb erhalten diese vielfältige Gelegenheit, Verantwortung für sich selbst, für ihre Schule und für unsere Gesellschaft zu übernehmen (von Schülern moderierte Morgenkreise und Schulfeiern, selbst gestaltete Klassenzimmer oder Räume wie Schulcafeteria, die Leitung einer Schulzeitung, Organisation und Durchführung der Klassenfahrten, das Kindergartenpraktikum, Altenpflegeprojekte usw.).


Eltern sind Partner
im pädagogischen Prozess. Ihre Mitwirkung/Mitverantwortung ist gefragt. Die Schule möchte nicht nur ein sozio-kultureller Lebensraum für die Schüler und Lehrer sein, sondern auch für die Eltern (Freundschaften entstehen, Freizeit- und Sportgruppen bilden sich heraus, zum Beispiel Volleyball, Gymnastik, Keramik, Flötengruppe usw.).

Ausgehend von der Gründung der Schule durch die Lehrer und Eltern selbst, existiert ein Selbstverständnis, welches durch einen kooperativen Führungsstil geprägt ist. Dies spiegelt sich in der erweiterten Schulleitung sowie in einem gefestigten Teamverständnis des gesamten Kollegiums wider. Der Förderverein und die Elternvertretung unterstützen die Schule in ihrem Handeln.

Das CSM setzt sich für die „Öffnung der Schule“ ein. Sie möchte sowohl außerschulische Partner (Fachleute von außen, Sponsoring, das Wohngebiet usw.) in die Schule holen als selbst auch nach außen zu gehen.

Die Leistungsfähigkeit des CSM spiegelt sich u.a. in den Ergebnissen der Realschulabschlussprüfungen oder darin wider, dass regelmäßig über 60% der Schüler der 10. Klasse an weiterführende Gymnasien gehen. Im Jahr 2006 war das Chemnitzer Schulmodell eine der nominierten Schulen für den Deutschen Schulpreis.

 

Gegenwärtig besuchen ca. 500 Schüler das Chemnitzer Schulmodell. Von Klasse 1 bis 10 ist die Schule zweizügig.