Archäologie online

Aktuelle Meldungen aus der Archäologie: Ausgrabungen, Forschungsergebnisse, neue Veröffentlichungen u.v.m. bei Archäologie Online
  1. Die Verknüpfung von Daten aus zwei natürlichen Klimaarchiven – einem Tropfstein aus der hessischen Herbstlabyrinth-Höhle und Eisbohrkernen aus Grönland – bietet neue Erkenntnisse zur Chronologie abrupter Klimaveränderungen in Mitteleuropa. Danach fand der verheerende Ausbruch des Laacher Vulkans im heutigen Rheinland-Pfalz früher statt als bislang angenommen und kann damit nicht Ursache für eine vor rund 13.000 Jahren plötzlich einsetzenden Kälteperiode gewesen sein, wie Geowissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Mainz herausgefunden haben. Sie haben mit einer präzisen Datierung des Vulkanausbruchs zugleich eine Einschätzung seiner klimatischen Auswirkungen vorgenommen.
  2. Die sog. Trichterbecherkultur (4000-2800 v. u. Z.) repräsentiert in Südskandinavien und Norddeutschland die erste Phase von Menschen, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Die Lebensweise der frühen Bäuer:innen ist seit Jahrzehnten Gegenstand der Forschung. Jedoch ist es bis heute ein Rätsel geblieben, welche pflanzlichen Nahrungsmittel sie neben der Basisnahrung Getreide bevorzugt haben, und, welches Produkt aus Getreidekörnern hergestellt wurde. Kürzlich wurde eine Studie des Kieler Sonderforschungsbereichs 1266 der Universität Kiel veröffentlicht, die weitere Einblicke in den Speiseplan der frühesten Bauern gewährt. Alles, was es dazu brauchte, war eine Analyse alter Pflanzenreste, nämlich von Mikrofossilien, die auf Mahlsteinen erhalten sind.
  3. Forschende des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie haben mit einem internationalen Team eine archäogenetische Studie an menschlichen Überresten von mehr als 700 Menschen aus dem frühen Mittelalter durchgeführt. Zwei große Gräberfelder, Mödling und Leobersdorf, wurden in ihrer Gesamtheit genetisch analysiert. Das überraschende Ergebnis war, dass die Individuen aus Leobersdorf überwiegend ostasiatischer Herkunft waren, während die in Mödling Bestatteten überwiegend europäische Vorfahren hatten. Beide Gemeinschaften lebten mindestens sechs Generationen lang nebeneinander.
  4. Vormenschen wie der Australopithecus, der vor etwa 3,5 Millionen Jahren im südlichen Afrika lebte, haben kein oder kaum Fleisch gegessen – das haben Tina Lüdecke und ihr Team am Max-Planck-Institut für Chemie mithilfe einer Isotopenmessung an fossilen Zähnen nachgewiesen. Die Mainzer analysierten zusammen mit Forschenden von der Witwatersrand-Universität in Südafrika Zahnschmelzproben von sieben Vormenschen. Das Verhältnis von schweren zu leichten Stickstoffisotopen zeigte, dass Fleisch, wenn überhaupt, nur selten auf dem Speiseplan der Australopithecinen stand.
  5. Mobile Kleinstgruppen statt große Camps | Prähistoriker der Universitäten Jena und Neuchâtel (Schweiz) haben altsteinzeitliche Tierknochenfunde, die in den 1970er Jahren in der Nähe des thüringischen Saalfeld ausgegraben wurden, erneut ausgewertet. Die neu gewonnenen Erkenntnisse unterstützen die These, dass in dieser Zeit die Menschen nicht in größeren Camps lebten, von denen aus Jagdexpeditionen starteten und wieder dorthin zurückkehrten, sondern dass sie in kleinen mobilen Gruppen umherzogen und dabei den Spuren der nächsten Beute folgten.