Noten - nein danke!
Jeder Mensch ist ein Individuum mit dem ihm eigenen physischen Merkmalen. Die angeborenen körperlichen Voraussetzungen wie die Körpergröße, Arm- und Beinlänge und das Gewicht entscheiden darüber, ob er gute oder weniger gute Voraussetzungen für den Sport mitbringt. Aus genau diesem nicht beeinflussbaren Grund haben wir uns an unserer Schule entschieden, den Sportunterricht als Begabungsfach anzusehen.
Warum sollen Kinder und Jugendliche, die eine ungünstige körperliche Konstitution besitzen, aber dennoch gerne und regelmäßig Sport treiben und daran Freunde empfinden, an den oftmals überzogenen Normen und Vorgaben gemessen werden, die meist nur Vereinssportler erfüllen können?
Oftmals werden sportschwache Schüler Opfer von Hohn, Spott und Aggressionen, nicht selten gelten sie als Sündenböcke in allen schulischen Bereichen. Sie erleben den Sportunterricht als Feld bitterster Erfahrung von Unterwerfung und Ächtung. Die physische Schwäche wird oft sozial folgenreich bestraft. Ohne Notengebung ist die effektive Sportzeit weitaus höher. Regelmäßiges, minutenlanges Stillsitzen aufgrund von überflüssigen Leistungskontrollen entfällt. Es kann mehr auf die Bewegungswünsche der Schüler eingegangen werden. Diesen Bewegungsdrang haben alle Kinder, jedoch kann dieser bei leistungsschwachen Schülern mit der Notenvergabe kaum gefördert werden. Im Gegenteil: Zensuren lassen Frust, Versagungsängste und Resignation aufkommen. Ziel des Sportunterrichtes sollte sein, die Kinder und Jugendlichen in der Schulzeit möglichst viele Bewegungserfahrungen sammeln zu lassen, sie zum selbstständigen Sporttreiben zu befähigen, ohne dass der Lehrer Mannschaftseinteilung, Spielregeln, Spielzeit, Ergebnisse usw. vorgeben muss. Geht es doch darum, überhaupt erst einmal den Zugang bzw. das Interesse der Kinder zur Bewegung zu wecken und sie für das lebenslange Sporttreiben zu begeistern. Das kann ich ganz sicher nicht mit Kugelstoßen, Sprünge über den Kasten lang oder anderen überzogenen Anforderungen erreichen. Die Schüler sollen Sport treiben, weil sie Freude dabei empfinden, es soll als körperlicher Ausgleich oder Ablassventil zum Schulalltag dienen.