Maria Goeppert-Mayer

Interview mit der Physikerin

Maria Goeppert-Mayer

 

(Das ist eine ältere Aufzeichnung)

 

Herzlich willkommen liebe Frau Goeppert-Mayer, bei mir im ARD-Fernsehstudio zu „Physik Spezial“.

 

Guten Tag. Ich freue mich heute hier sein zu dürfen!

 

Sie sind ja am 28. Juni 1906 geboren. Beschreiben Sie mir doch bitte mal ihre Kindheit und ihr weiteres Leben!

 

Ich wurde in Kattowitz (heutiges Polen) als Einzelkind geboren.

Mein Vater war Professor für Kinderheilkunde und meine Mutter war Lehrerin für Sprachen und Musik.

Außerdem war mein Vater der siebte in seiner Familie, der Professor war.

Also wuchs ich in einem Kreis von Wissenschaftlern auf!

Ich sollte natürlich diese Reihe fortsetzen, allerdings war das ziemlich schwierig, da in Deutschland oder USA keine Frauen für den Professorenberuf vorgesehen waren. So nahm ich erst mal nach Beendigung der Volksschule Privatstunden, da Mädchen im Gymnasium nicht zugelassen waren.

1923 legte ich dann als Externe mein Abitur ab.

Mein Vater sagte immer zu mir: „Werde nie eine Frau, wenn du groß bist“,

 

Entschuldigen Sie, was bedeutete das?

 

Naja, das heißt soviel wie: lerne einen interessanten Beruf und vergeude dein Leben nicht als Heimchen am Herd.

 

Also begann ich in Göttingen erst drei Jahre Mathematik zu studieren, wechselte dann aber zu Physik, wo auch viele andere spätere Nobelpreisträger studierten.

 

Was machten ihre Eltern zu dieser Zeit?

 

Mein Vater starb 1927 und meine Mutter begann Zimmer an Studenten zu vermieten.

Einer dieser Studenten war Joseph Mayer. Er studierte Physikalische Chemie und fand mich wohl ziemlich hübsch und vor allem klug.

Schon bald heirateten wir und gingen zusammen nach Baltimore. Dort bekam er eine Professur an der Johns-Hopkins-Universität.

Für mich gab es wegen der Nepotismus-Beschränkung - das bedeutet, dass ich nicht zur „Familie“ (Vetternwirtschaft) gehörte, keine Stelle, obwohl ich genauso qualifiziert war wie mein Mann.

 

Was machten Sie stattdessen?

 

Ich war schon immer sehr kämpferisch und gab deswegen auch nicht auf.

Ich nahm es einfach so hin und erwarb 1930 meinen Doktorgrad in Physik wegen der Promotion über den Doppel-Photon-Prozess.

Ich bekam zwei Kinder, 1933 Marianne und 1938 Peter. Außerdem schrieb ich zusammen mit Joseph das Lehrbuch „Statische Mechanik“, was zu einem Klassiker wurde.

 

Und wie ging es dann weiter?

 

Die USA trat ja Ende 1941 in den Krieg ein und alle verfügbaren Naturwissenschaftler wurden für die Kriegsziele eingesetzt.

Also durfte ich in dem Geheimprojekt SAM an der Gewinnung des Sprengstoffs für die Atombombe mitarbeiten.

 

Wie war das für Sie?

 

Für mich war das eine sehr spannende Zeit. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt und sehr viel in dieser Zeit über dieses Thema gelernt!

 

Okay, und was haben Sie dann nach Kriegsende gemacht?

 

Mein Mann und ich sind an das Atomforschungszentrum in Chicago gegangen. Dort durfte ich dann auch arbeiten, wenn auch unbezahlt.

 

Was machten Sie genau im Atomforschungszentrum?

 

Ich entwickelte eine Theorie über den zwiebelartigen Aufbau des Atomkerns, den man sich bisher ja völlig unstrukturiert vorgestellt hatte.

Dafür bekam ich letztendlich 1963 den Nobelpreis.

 

Herzlichen Glückwunsch auch persönlich von mir noch mal, obwohl Sie diesen Satz bestimmt schon unzählige male gehört haben. (:

Erzählen Sie mir doch bitte etwas ausführlicher über dieses Thema!

 

Nun ja, diesen Preis zu bekommen war für mich eine unglaubliche Ehre.

Ich war und bin sehr stolz auf mich, dass ich es als zweite Frau und 60 Jahre nach Marie Curie, die auch eine wunderbare Frau war, geschafft habe den Physik-Nobelpreis für meine Aufklärung der Schalenstruktur des Atomkerns zu bekommen.

Das einzige, was mir daran nicht gefiel, war, dass ich stundenlang nicht rauchen durfte!

Ich teilte mir den Preis mit den beiden Männern: Eugene Wigner und Hans Jesen, da sie zur selben Zeit das gleiche herausfanden wie ich.

 

Und was fanden Sie genau heraus?

Ich entwickelte ein bahnbrechendes Modell zu Aufbau und Stabilität des Atomkerns. Ich hatte es geschafft herauszufinden, dass der Atomkern bei bestimmten Anzahlen von Protonen oder Neutronen besonders stabil ist. Ich nannte diese Zahlen magische Zahlen.

Was waren das für Zahlen?

Es waren die Zahlen 2, 8, 20, 28, 50, 82 und 126. Ich entwickelte mittels gruppentheoretischer Methoden ein neues Klassifikationsschema für Atomkerne auf der Grundlage eines Schalenmodells. Die Atomkerne sind besonders stabil, wenn eine Nukleonenschale mit einer bestimmten Anzahl von Protonen oder Neutronen vollständig gefüllt ist. Ich fand heraus das die Stabilität oder auch Instabilität von der Konfiguration (Anordnung) und Bewegung der Protonen und Neutronen abhängt. Allerdings kann mein Modell nur manche Eigenschaften der Kerne erklären.

Vielen Dank, dass Sie uns einen Einblick in ihr Leben gegeben haben.

Auf Wiedersehen!

 goeppert

Die Informationen basieren auf:

http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/maria-goeppert-mayer/

http://www.fhluebeck.de/Inhalt/05_Presse_und_BesucherInnen_Ch051/90_Services/03_Posterausstellung/Goeppert_Mayer/index.html

http://www.wiki-goettingen.de/index.php?title=Goeppert-Mayer%2C_Maria