Guericke

Sehr geehrter Herr Guericke,

Ich lebe in der Zukunft und wir schreiben das Jahr 2010.

Ich glaube, ich muss Ihnen einige Dinge erklären, bevor ich zu meinem eigentlichen Anliegen komme, denn es sind ca. 400 Jahre vergangen, seit Sie auf dieser grünen Erde gelebt haben.

Die Menschheit ist mittlerweile um ein ganzes Stückchen weiterentwickelt. Es gibt heutzutage sogenannte Computer, ich wette, Ihnen würden die Dinger gefallen, damit kann man physische Vorgänge nahezu perfekt berechnen, ohne auch nur ein Experiment zu benötigen. Schon eine komische Sache, was 400 Jahre in der Geschichte ausmachen. Würden Sie in meiner zeit leben, wären Sie sicher völlig überfordert, und andersrum genauso.

Was sie damals als große Errungenschaft für die klügsten köpfe des Staates pigmentierten, lernt heute jedes Kind in der Schule.

Allerdings muss ich auch sagen, dass sie einer der wenigen Physiker sind, die ich wirklich interessant finde, oder zumindest Ihr Wirken. Das Vakuum ist schon eine seltsame Sache und es fällt mir immer noch schwer, mir einen Ort vorzustellen, wo absolut nichts ist.

Im Unterrichtsfach Ethik behandeln wir auch gerade das Nichts, aber vom der philosophischen Seite her. Was ich spannend finde, ist, dass sie mit ihrer „Herstellung“ eines nahezu 100% Vakuums viele neue Aspekte in die Philosophie und Physik brachten. Man könnte sagen, im 21. Jahrhundert

Sollte die Menschheit es schaffen ein 100% Vakuum herzustellen, wenn sie 400 Jahre zeit zur Weiterentwicklung ihrer Ideen hatte. Aber: Fehlanzeige.

Es ist bis heute keinem Menschen gelungen ein 100% Vakuum herzustellen.

Schon verrückt, oder? Da ist man soweit, dass die ersten Menschen mit Raketen( lange Metallröhren, die fliegen können) auf dem Mond landen (obwohl der Beweis viel Diskussionsstoff mit sich bringt), aber es ist der Menschheit nicht möglich, ein Vakuum herzustellen.

Eine Frage zu ihrem Beweis des Vakuums: Als Sie ihre 2 großen Kupferhalbkugeln mit einem Vakuum füllten bzw. die Luft aus dem „Behältnis“ herauspumpten, hatten sie da Angst, dass die Leistung der Pferde es doch schaffen könnten, die Kugeln auseinander zu bringen?

Oder hatten sie die Berechnungen so angestellt, dass es vielleicht nur ein Pferd mehr gebraucht hätte, um die Kugeln zu zerreißen?

Ich glaube, dass sie ein allgemein interessierter Mensch waren, dass zeigen ihre Studien und Bildungsreisen.

Wissen sie, dass man in ihrer Nachwelt ihnen viel Ehre zukommen lässt?

Beispielsweise steht in Magdeburg eine große Statue von ihnen und die Universität von Magdeburg trägt ihren Namen. Sie sind einer der größten Söhne ihrer Stadt.

 

Sehr geehrter Herr Guericke, ich hoffe sie mit meinem Brief nicht in ihrer ewigen Ruhe belästigt zu haben. Wenn sie bei ihrer Antwort nicht auf alle Fragen eingehen können, habe ich dafür natürlich Verständnis.

 

Mit aufrichtigem Respekt. Felix B.

 

 

 

Hallo Felix.

Die Menschheit hat es also schon weitere 400 Jahre auf dieser Erde überstanden. Die Entwicklung steht niemals still, und ich kann dir versichern, egal wie viel ihr schon herausgefunden habt, es gibt noch Millionen ungelüftete Geheimnisse, die in der Zukunft schlummern. Diese Computer klingen tatsächlich interessant, aber ich glaube, der Teufel hat da seine Finger im Spiel, du solltest also in Zukunft versuchen, den Umgang mit ihnen zu reduzieren und lieber mal ein Buch lesen, wenn ihr so viel in der Schule lernt, sollte das ja kein Problem sein. Ich finde es schön, dass nun so vielen Menschen die Möglichkeit gegeben ist, die Welt besser zu verstehen.

Ja Ja, die Herstellung eines 100% Vakuums wird wohl noch weitere 400 Jahre der Menschheit beanspruchen müssen. Aber es freut mich sehr, dass man mich noch nicht vergessen hat und immer noch Nutzen aus meinen Errungenschaften zieht. Der Traum des Fliegens ist also wahr geworden. Wenn wir uns mal wieder schreiben, musst du mir unbedingt mehr davon erzählen. Wie funktionieren diese Raketen? Wie schnell sind sie? Und wie stellt man sie her?

Ich muss bei aller Bescheidenheit sagen, die Idee mit dem öffentlichen Beweis eines Vakuums war schon ein genialer Schachzug. Die Leute waren damals sehr beeindruckt, und sind es offenbar in deinem Zeitalter immer noch. Ob ich die Pferdestärke mit berechnet habe willst du wissen? Nun ja. Das werde ich dir nicht sagen, sonst wäre es ja kein Geheimnis mehr und die Menschheit braucht auch Dinge, die sie nicht wissen. Das ist also das große Geheimnis, was ich mit ins Grab genommen habe. Deine nächste Ahnung kann ich bestätigen. Die Reisen hatte ich zwar vor meiner Amtszeit als Bürgermeister gemacht, als ich noch ein junger Schelm war, wie du vielleicht jetzt. Aber sie haben mir viele Dinge gezeigt und mich für mein ganzes Leben geprägt. Auch als ich dann Bürgermeister von Magdeburg war, hatte ich Anderes als nur Politik im Kopf. Die Physik war natürlich meine große Leidenschaft, aber es gab auch viele andere Dinge, für die ich mich interessierte.

Ich freue mich sehr, dass ich den Menschen in deinem Zeitalter etwas überlassen konnte. Und freue mich natürlich riesig über solche Andenken an meinen Namen.

 

Nein Felix, du hast mich nicht belästigt, ich fand es interessant zu erfahren, dass es in der Zukunft Menschen gibt und wie sie leben.

 

Mit freundliche Grüßen.

 

Otto von Guericke