Bessel

Gespräch mit Friedrich Wilhelm Bessel

 

J: Guten Tag erst einmal, vielen Dank das Sie sich die Zeit für uns genommen haben, um mit uns über Ihr Leben zu reden.

Dann erzählen sie doch bitte einmal was über den Anfang ihres Lebens.

F.W.B.: Ich wurde am 22 Juli 1784 in Minden, Westfalen geboren, doch das ist nicht so wichtig. Zu beginn besuchte ich ein Gymnasium in Minden, aber bloß bis zur Untertertia, weil ich Latein überhaupt nicht mochte. Das schloss mich von einem höheren Bildungsweg ab. Ich habe damals meinen Vater gebeten mich von der Schule zu nehmen, weil ich damals ganz verrückt auf das rechnen war, so wollte ich außerdem eine Lehrstelle als Kaufmann machen. Ein Lehrer von meinem Gymnasium war auch dafür, das ich eine besondere Begabung für Mathematik hatte. Er überzeugte nun meinen Vater und so nahm er mich mit 14 von der Schule.

J: Und wie ging es dann weiter für Sie, nach dem Sie von der Schule genommen wurden?

F.W.B: Zunächst wurde ich in Französisch und Mathematik zuhause unterrichtet, doch dann....mhm.....ich glaub 1799 begann ich eine Lehre im angesehenen Handelshaus Kühlenkamp und Söhne in Bremen unter der Verpflichtung ganze sieben Jahre ohne Geld zu arbeiten. Doch schon bald hatte mein Chef soviel Vertrauen zu mir, das er mir ein Lehrgeld zahlte. Ich kaufte mir davon Bücher und lernte Englisch, weil ich eine Expedition zu den amerikanischen Kolonien oder nach China machen wollte. Da ich auch im Überseehandel tätig war, begann ich mir Fragen der Geografie, Nautik, Navigation und schließlich auch der Astronomie.

J: Und was waren ihre ersten astronomischen Berechnungen die Sie gemacht haben?

F.W.B: Um meine Chance zu erhöhen Astronom zu werden, besorgte ich mir Bücher über Navigation. So konnte ich beispielsweise Dinge nachschlagen die ich nicht verstand.

Da ich natürlich auch in die Praxis eines Navigators gehen wollte brauchte ich teuere Instrumente um die Höhenmessung der Sterne durchzuführen. Aber ich hatte ja damals kein Geld, so musste ich mir diese Geräte selber bauen.

J: Wie haben Sie es denn geschafft, solche Geräte zu bauen, mit denen man die Höhe der Sterne bestimmen kann?

F.W.B: Erst bekam ich glücklicherweise finanzielle Unterstützung von einem Uhrmacher und einem Tischler aus meinem damaligem Bekanntenkreis. Ich habe mir zur Zeitbestimmung die Zirkummeridian-Methode mit zwei fast gleichhohen Sternen gedacht. Ich habe ja fast jeden Tag, wenn die Wetterverhältnisse stimmten, mit meinem Fernrohr die Sterne und den Mond beobachtet. Ich beobachtete die Sternbedeckung am dunklen Mondrand und mich reizte es die Monddistanz zu berechnen.

J: Aha das ist wirklich sehr interessant. Und wie sind Sie schließlich Astronom geworden?

F.W.B: Erst einmal habe ich viele Studien aufgestellt und da stieß ich auch einmal auf Thomas Harriots Beobachtungsdaten zum Kometen von 1607 (dem Halley'schen Kometen). Und deswegen wollte ich diese Bahn gerne berechnen. Die nötigen Kenntnisse holte ich mir aus Heinrich Wilhelm Olbers Buch der Bahnbestimmung von Kometen. Olbers arbeitete damals an der Sternwarte im nahegelegenen Lilienthal, so bot sich mein Kontakt zu ihm an. Und irgendwann sprach ich ihn auf der Straße an und fragte ihn, ob er mir bitte seine Berechnungen vorlegen könnte. Olbers erkannte mein Talent und förderte mich mit seinen astronomischen Schriften. Er stellte mich dann auch gleich als sein persönlicher Assistent ein.

Hier bildete ich mich als Autodidakt weiter und erwarb mir mehr mathematisches Wissen, das mir gestattete, die Bahn des ,,Kometen von 1807" exakt zu berechnen, wofür ich später noch von der Pariser Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet wurde *lacht*.

J: Was haben Sie nach ihrer Zeit an der Sternwarte in Lilienthal gemacht, wo waren Sie tätig?

F.W.B: 1810 bekam ich an der Universität in Königsberg eine Lehrstuhl als Professor der Astronomie. Man hatte damals immer im Hintergedanken, dass ich der Mann war, der es schafft, hier eine Sternwarte zu erschaffen. Dies hat dann auch drei Jahre später geklappt.

Ich muss sagen, dass ich hier an dieser Universität am meisten geforscht und entdeckt habe.

J: Sie schrieben in ihrem Lebenslauf, dass Sie hier mehrere Arbeiten auch als eine Art Buch verfasst haben.......?

F.W.B: Ich verfasste in einem Buch z.B. die grundlegenden Problemen der Positionsastronomie, welches auch 1818 veröffentlichten wurden.

Ich hatte hierzu u.a. die von James Bradley (1692-1762) durchgeführten Beobachtungen zur Aberration des Lichtes zu Hilfe genommen, und unter dem Titel ,,Tabulae Regiomontanae" neue Tafeln für die Reduktion von Meridianbeobachtungen herausgebracht.

1820 erfand Georg von Reichenbach, ein Spezialisten für die Herstellung wissenschaftlicher Instrumente, in Königsberg (in München), das Meridianfernrohr.

Des weiteren hielt ich auch mehrere Vorlesungen zur Positionsbestimmung und der Berechnung von Planeten- und Sternbewegungen vor großem Publikum.

J: Und nun zu Ihren Entdeckungen, was waren das genau für welche?

F.W.B: Zwischen 1821 und 1825 bestimmte ich die Positionen von fast 32.000 Sternen im äquatorialen Koordinatensystem. Dann, als die Sternwarte eröffnet hatte, war ich wie hypnotisiert und wandte mich der theoretischen Astronomie etwas mehr ab. Ich habe meist die ganze Nacht Beobachtungen durchgeführt, also bin ich quasi mehr in die praktische Richtung gegangen. Freilich mit dem Hintergedanken, weiterhin Grundlagen für die Bewegung von Sternen und Planeten aufzustellen und diese fortwährend zu verbessern.

Meiner Meinung nach war es die einzige Aufgabe der Astronomie, beständige Regeln für die Bewegungen im Weltall zu finden *verschmitzes Lächeln*.

J: Durchmesserbestimmungen beim Ringplaneten Saturn, können Sie dazu vielleicht noch einige Worte verlieren?

F.W.B: In den Jahren von 1830 - 1832 machte ich mehrere Durchmesserbestimmungen beim Saturn. Da musste ich feststellen, dass der Polardurchmesser geringer war als der äquatoriale.

J: Nun kommen wir zu Ihrem größten Erfolg, die Bestimmung der Parallaxe von 61 Cygni.

Was sagen sie dazu?

F.W.B: Ja, das war 1838. Erst mal erzähle ich etwas was über den Stern 61 Cygni.

61 Cygni ist ein Stern im SternbildSchwan 61 Cygni sind zwei Sterne (ein Doppelstern), sie können bereits mit einem Prismenfernglas in Einzelsterne aufgelöst werden.

Der Hauptstern besitzt eine scheinbare Helligkeit von +6,03m, und er gehört der Spektralklasse K7V an.

J: Es ist echt erstaunlich, was Sie alles wissen.

F.W.B: Mein Gedanke, der hier vorausging, war, dass die Entfernung zu den nächsten Sternen mit Hilfe trigonometrischer Methoden bestimmt werden könne. Dazu habe ich den Durchmesser der Erdbahn als Basis gewählt.

Der Winkel, unter dem 61 Cygni im Abstand von 6 Monaten vor den Hintergrundsternen versetzt erschien, und die Parallaxe mussten ermittelt werden, um hieraus die Entfernung abzuleiten.

J: Warum haben Sie ausgerechnet 61 Cygni für die Untersuchung ausgewählt?

F.W.B: 61 Cygni musste für diese Untersuchung herhalten , weil er eine bemerkenswert hohen Eigenbewegung hat. Der Versuchsstern musste nahe genug sein, da die Parallaxe sonst zu klein wäre, um noch zu verlässlichen Ergebnissen zu kommen. Heute greifen die Astronomen auf weitaus bessere Methoden zur Entfernungsbestimmung zurück, z.B. die Ableitung aus der Rotverschiebung der Galaxien in Verbindung mit dem Doppelsterneffekt. Es gibt da natürlich noch viel mehr.

J: Haben Sie da auch konkrete Zahlen?

F.W.B: Ich bestimmte die Parallaxe von 61 Cygni zu 0,6 Bogensekunden und leitete daraus die Entfernung von 11,3 Lichtjahren ab. Wenn Sie das meinen? Dafür erhielt ich 1841 die Goldmedaille der "Royal Astronomical Society". In dem gleichen Jahr bestimmten dann noch W. Struve und der Engländer Henderson die Parallaxen von Wega und alpha Centauri, dem mit 4,3 Lichtjahren Entfernung nächsten Fixstern der Erde.

J: Gut, Herr Bessel, dann freuen wir uns, das Sie bei uns gewesen sind, bedanken uns für die vielen Interessanten Information und wünschen ihnen für die Zukunft noch viel Erfolg bei Ihren astronomischen Forschungen und verabschieden uns nun von ihnen.