Gauss

Interview mit Johann Carl Friedrich Gauß

am 1.5.1847

Anna Seidel

R: Guten Tag Herr Gauß. Herzlich Willkommen bei Radio MDR.
G: Guten Tag
R: Könnten sie zuerst nochmal für unsere Zuhörer sagen wer sie sind und was Sie machen?
G: Natürlich. Also, mein Name ist Johann Carl Friedrich Gauß. Ich forsche und arbeite in den Bereichen Mathematik, Astronomie und Physik.
R: Von vielen Leuten werden sie auch „Fürst der Mathematik“ genannt, weil sie sie für den besten Mathematiker aller Zeiten halten.
G: Naja, das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber es kann schon sein, dass ich das Rechnen vor dem Sprechen gelernt habe.
R: Bevor wir über ihre Werke und Entdeckungen sprechen, könnten sie vielleicht einen kurzen Überblick über ihr bisheriges Leben geben?
G: Ich wurde am 30. April 1777 in Göttingen geboren. Ich ging dann an die Volksschule und an das Gymnasium Catharineum. Da ich als Wunderknabe galt, bekam ich finanzielle Unterstützung vom Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. Dadurch konnte ich dann von 1792 und 1795 am Collegium Carolinum, das war damals eine Art Universität, studieren. Ich wechselte dann an die Universität Göttingen, wo ich viele interessante Leute, wie z.B. Heyne, Lichtenberg oder Bolyai traf. Mit 22 Jahren machte ich meinen Doktor der Mathematik in Helmstedt. Ich verlobte mich mit Johanna Osthoff und habe mit ihr drei Kinder. Johanna verstarb dann leider. Unser drittes Kind auch.
Ein Jahr später heiratete ich meine Friederica „Minna“ Wilhelmine. Mit ihr habe ich weitere drei Kinder. Vor 17 Jahren verstarb allerdings auch sie. Ich bin sehr religiös und habe eher konservative Ansichten.
R: Was denken sie, ist ihre größte und wichtigste Entdeckung oder Leistung?
G: Oh, das ist schwer zu sagen. Als besonders große Leistung sehen viele Leute die Konstruktion des regelmäßigen Siebzehnecks, nur mit Lineal und Zirkel, aber eigentlich war das nur ein Nebenergebnis einer anderen Arbeit. Für meine eigene, weitere Arbeit war vor allen Dingen die Erfindung von Magnetometer und das über Sonnenspiegel beleuchtete Heliotrop wichtig. Ganz interessant ist allerdings auch die geschlossene Formel, um für jedes beliebige Jahr das Osterdatum zu errechnen.
R: Ihre Rechnungen und Ergebnisse sind ja ziemlich wichtig, fast schon weltbewegend. Schreiben sie ihre Ideen irgendwo gesammelt für ihre Nachwelt auf?
G: Also ich bin ein fleißiger Tagebuchschreiber. Dort vermerke ich viele meiner Ideen und Resultate. Selten veröffentliche ich ja auch einige fertige Ergebnisse.
R: Sie sind jetzt 70. Haben sie vor, noch weiter forschen?
G: Nein, seit ein paar Jahren forsche und rechne ich nicht mehr soviel. Meine Schaffenskraft nimmt langsam ab. Dafür beschäftige ich mich zunehmend mit Literatur. Allerdings führe ich auch noch Listen über die Einnahmen der Hannoverschen Eisenbahn und ich errechne die Lebenserwartung berühmter Männer. Also, Sie merken, so ganz komme ich noch nicht ohne die Mathematik aus.
R: Vielen Dank für dieses Gespräch.
G: Bitte. Es hat mich gefreut, ihnen etwas über mich zu erzählen. Auf Wiedersehen. R: Auf Wiedersehen, Herr Gauß.

 

Meldung 8 Jahre später, am 23. Februar 1855 im Radio:
R: Liebe Zuhörer, heute morgen um 1.05 Uhr ist der berühmte Johann Carl Friedrich Gauß in Göttingen verstorben. Er forschte im Bereich der Mathematik, Astronomie und Physik. Er entwickelte eine geschlossene Formel zum Errechnen des Osterdatums, führte die historisch ersten elliptischen Formeln ein, berechnete die Bahnen von Planeten und zeichnete als erster ein regelmäßiges Siebzehneck nur mit Lineal und Zirkel. Ausserdem erfand er unter anderem das Magnetometer und das über Sonnenspiegel beleuchtete Heliotrop.