Regiomontanus

Interview mit Regiomontanus

Mit Hilfe einer Zeitmaschine ist es mir gelungen in die Vergangenheit zu reisen und ein Interview mit dem Astronomen Regiomontanus zu führen.

Chemnitzer Tagesblatt:

Hallo Regiomontanus, schön, dass Sie Zeit hatten. Oder soll ich lieber Johannes Müller von Königsberg sagen? Wieso haben Sie eigentlich ihren Namen geändert?

Regiomontanus:

Guten Tag, Sie können ruhig Regiomontanus zu mir sagen. Oder auch Hans, wenn Sie wollen. Nun da ich ja am 6. Juni 1436 im bayerischen Königsberg geboren bin, nennen mich die meisten Humanisten Regiomontanus. Das ist der lateinische Name für Königsberg, wissen Sie. Ich selbst bevorzuge den Namen Johannes Molitoris. Also lateinisch für Müller.

Chemnitzer Tagesblatt:

Können Sie uns bitte einen Überblick über ihr Leben, also einen Kurzlebenslauf, von Ihnen geben?

Regiomontanus:

Ja. Ich wuchs als Sohn eines wohlhabenden Müllers und Ratsherren auf und besuchte 1447 die gerade gegründete Universität Leipzig. 1450 ging ich dann an die Wiener Universität.

Chemnitzer Tagesblatt:

Warum sind Sie denn nach Wien gegangen?

Regiomontanus:

Ganz einfach. Weil es dort hochqualifizierte Lehrer, einen geregelten Studienablauf und die überaus wertvolle Bibliothek gibt. Diese Universität ist ein mathematisch-astronomisches Zentrum.

Chemnitzer Tagesblatt:

Fahren Sie fort.

Regiomontanus:

In Wien traf ich den Astronomen und Mathematiker Georg von Peuerbach, welcher mich als Hausgenosse aufnahm und mich mit Privatunterricht förderte. 1451 übertrug er mir die Ausarbeitung eines Horoskops für Prinzessin Eleonore von Portugal. Das war mir eine Ehre. 1452 wurde ich zum Baccalaureat, dem untersten akademischen Grad, zugelassen. In den folgenden Jahren in Wien verfasste ich einige Werke über die Berechnung von Sinustafeln, über die Breitenbewegung der Planeten, über den Inhalt der Kugel und Kegelschnitte sowie Berechnungen von Quadrat- und Kubikwurzeln aus gewöhnlichen Brüchen. 1457 erhielt ich dann den Grad eines Magister Artium und hielt dann Vorlesungen über Optik und Mathematik. In diesen Jahren machte ich kaum noch Sterndeutungen, sondern widmete mich eher der Mathematik. Obwohl, jetzt fällt mir ein, dass ich 1459 noch ein Geburtshoroskop für Maximilian den I. machte.

Chemnitzer Tagesblatt:

Jetzt seien Sie doch nicht so bescheiden. Bis jetzt haben Sie einige wichtige Dinge weggelassen. Z.B. haben Sie bereits mit 12 Jahren ein astronomisches Jahrbuch errechnet und korrigierten eine Fehlberechnung Gutenbergs. Außerdem machten Sie zwischen 1457 und 1460 auch sporadische Wetteraufzeichnungen, die zu den ältesten meteorologischen Beobachtungen des Wiener Raumes zählen!

Regiomontanus:

Ach ja, das habe ich ganz vergessen! Ich werde langsam alt. Das waren noch Zeiten.

Chemnitzer Tagesblatt:

Was haben Sie nach 1460 gemacht?

Regiomontanus:

Also, 1460 habe ich Kardinal Bessarion kennengelernt. Dieser wollte, dass der Almagest übersetzt wird. Das forderte er erst von meinem Mentor Peuerbach, der leider 1461 starb und nur 6 von 13 Bücher übersetzen konnte.

Chemnitzer Tagesblatt:

Erklären Sie bitte erst mal was der Almagest ist.

Regiomontanus:

Natürlich. Der Almagest ist ein Lehrwerk der Sternenkunde, welches aus 13 Büchern besteht und 140 nach Christus von Claudius Ptolemaeus verfasst wurde. Es ist ein unglaublich wichtiger Grundstein für die Astronomie und das Weltbild der Antike bis ins Mittelalter!

Chemnitzer Tagesblatt:

Und Sie sollten die restlichen Bücher übersetzen?

Regiomontanus:

Korrekt. Ich ging also mit dem Kardinal nach Rom und übersetzte dort die anderen Bücher. 1462 war ich fertig und 1469 wurde es dann gedruckt. Außerdem habe ich es nicht einfach nur übersetzt, sondern habe die bis dahin unangefochten gültigen Berechnungen des Ptolemaeus auf eine neue mathematisch präzise Grundlage gestellt. Damit habe ich quasi ein neues Handbuch der Sternenkunde geschaffen.

Ansonsten war ich in Italien als Sekretär, Berater, Kopist und Hausgenosse von Kardinal Bessarion tätig.

Chemnitzer Tagesblatt:

Aber Sie haben doch 1462 auch angefangen ihre Bücher über Dreieckslehre zu schreiben. Wie viele haben Sie herausgebracht?

Regiomontanus:

Fünf. Sie trugen den Titel „De triangulis omnimodis libri quinque“. Zwei Bücher handeln von der Berechnung der Seiten und Winkel im rechtwinkligen ebenen Dreieck mit Hilfe von Sinustafeln. Damit konnte ich auch bahnbrechenden Erfolg in der Mathematik erzielen. Aber wir wollen hier ja eher über Astronomie reden.

Chemnitzer Tagesblatt:

Genau. 1465 endet Ihr Italienaufenthalt. Sagen Sie mal, wo waren sie eigentlich 1465 bis 1467?

Regiomontanus:

Das bleibt mein Geheimnis.

Chemnitzer Tagesblatt:

Sie sind doch auch mal nach Ungarn gegangen, richtig?

Regiomontanus:

Ja, König Matthias I. Corvinus beauftragte mich die größte Bibliothek des Abendlandes aufzubauen. Mein größtes Werk in Ungarn war ein umfangreiches astrologisches Tafelwerk. Also eine Sammlung von Zahlentabellen, die zur Lösung astronomischer Problemstellungen herangezogen werden können. Schwer zu erklären.

Chemnitzer Tagesblatt:

Was ist mit Ihrer Sternwarte?

Regiomontanus:

1471 ging ich nach Nürnberg und errichtete mit meinem Schüler Bernhard Walther einen astronomischen Beobachtungsposten, die erste Sternwarte Deutschlands. Damit konnte ich nachweisen, dass Kometen wiederkehrende und berechenbare Himmelserscheinungen sind.

Chemnitzer Tagesblatt:

Was konnten sie noch herausfinden?

Regiomontanus:

Nun ja. Mit zahlreichen Aufzeichnungen über Planetenbewegungen usw. bin ich in der Lage Jahrbücher, Kalender und astronomische Tafeln zu erstellen. In meiner persönlichen Druckerei kann ich diese dann selbst herausbringen. 1474 z.B. habe ich den ersten deutschsprachigen Kalender herausgebracht. Meine Druckerei hat eine hervorragende Qualität und ich habe mir vorgenommen alle wissenschaftlichen Werke des Altertums und der Gegenwart zu überarbeiten und herauszubringen.

Chemnitzer Tagesblatt:

Mit was haben sie am meisten Erfolg?

Regiomontanus:

Mit Kalendern und Jahrbüchern. Außerdem produziere ich in meiner Instrumentenwerkstatt Armillarspären, Jacobstäbe, Astrolabien, Reise-, Ring-, Klapp-, und stationäre Sonnenuhren.

Chemnitzer Tagesblatt:

Da haben Sie aber ganz schön zu tun! Ist denn da überhaupt noch Platz für ihr Privatleben?

Regiomontanus:

Privatleben? Was ist das? Ich beschäftige mich den ganzen Tag mit meiner Wissenschaft und mein Ruhm wächst dabei. Viele versuchen mich nachzuahmen.

Chemnitzer Tagesblatt:

Können Sie mir ihr Lebensmotto nennen?

Regiomontanus:

Wenn wir auch bezweifeln, dass unsere Lebenszeit ausreichen wird, die gesamte Wissenschaft wieder herzustellen, so muss man es doch versuchen, der Wahrheit etwas nahe zu kommen.

Chemnitzer Tagesblatt:

Sehr interessant. Was haben Sie in Zukunft noch für Pläne?

Regiomontanus:

Ich habe noch viel vor. Papst Sixtus IV. hat mich dieses Jahr nach Rom gerufen, um an der Reform des Julianischen Kalenders mitzuwirken. Ich hoffe nur, dass es mit der Pest nicht ganz so schlimm in Rom ist.

Chemnitzer Tagesblatt:

Danke für ihre ehrlichen Antworten und dass Sie sich Zeit für mich genommen haben!

 

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Regiomontanus

http://www.regiomontanus.de/regiomontanus-dateien/astronomie/astro_index.html

http://www.br-online.de/bildung/databrd/globu1.htm