Zwicky
Interview mit Fritz Zwicky
M. Lohs: „Guten Tag Herr Zwicky. Wie geht es Ihnen?“
F. Zwicky: „Hallo Herr Lohs. Ach, mir geht es fabelhaft. Ist heute nicht ein wunderschönes Wetter? Wenn der Himmel so klar bleibt, kann man heute Abend vielleicht sogar den Jupiter sehen. Ein toller Planet, wenn Sie mich fragen. Überhaupt ist der Weltraum etwas Einzigartiges, nicht wahr? Aber ich schweife gerade vom Thema ab.“
M. Lohs: *räusper* „Oh nein, nicht doch, aber vielleicht können wir uns nach dem Interview noch einmal darüber unterhalten?“F. Zwicky: „Aber sicher doch.“
M. Lohs: „Also Herr Zwicky. Erzählen Sie mir doch bitte mal etwas aus ihrer Kindheit. Wann sind sie geboren? Welche Studienwege sind sie gegangen?“
F. Zwicky: „Wo ich geboren bin? Nun ja. Ich bin am 14.Februar 1898 in Varna geboren. Einer kleinen Stadt in Bulgarien. Direkt am Schwarzen Meer. Ein sehr nettes Fleckchen Erde. Mein Vater arbeitete dort als Vertreter von ein paar Schweizer Firmen. Er blieb fast bis an sein Lebensende dort. Ich blieb jedoch nur bis zu einem Alter von sechs Jahren dort, denn dann schickte mich mein Vater in Primarschule und die Höhere Stadtschule nach Glarus. Danach besuchte ich noch die Industrieschule. Sie würden heute wahrscheinlich eher denn Begriff mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium vorziehen. Wie auch immer.
Sagen Sie, ich langweile Sie jetzt doch nicht, oder? Ich erzähle hier die ganze Zeit und Sie sagen nix.“
M. Lohs: „Oh, nein, nein, nein. Es ist sehr spannend, was Sie hier erzählen. Machen Sie ruhig weiter.“
F. Zwicky: „Ok, wo waren wir stehen geblieben? Ah ja, danach ging ich nach Zürich um zu studieren. Und zwar Mathematik und Physik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule. 1922 hatte ich dann meinen Doktor. Jetzt arbeitete ich hier als Assistent und zwar circa 3 Jahre. Dann erhielt ich von der Rockefeller Foundation ein Stipendium für das California Institute of Technology in Pasadena. Fortan wirkte ich an dieser berühmten Bildungsstätte als theoretischer Physiker und Astrophysiker. In den Sternwarten von Mt.Wilson und Palomar legte ich dann meine ersten Forschungen nieder. Nun ja, und ich muss ihnen mal ehrlich sagen, es war zwar ganz nett im California Institute of Technology, aber ich hatte schon ziemliches Heimweh. Aber da musste ich drüber hinweg.“
M. Lohs: *räusper* „Wow. Sie hatten ja eine sehr interessante Kindheit.“
F. Zwicky: „Vielen Dank.“
M. Lohs: „Ich habe von einigen meiner Kollegen erfahren, dass Sie auch im zivilen Bereich beschäftigt waren?“
F. Zwicky: „Ja war ich. Im 2. Weltkrieg habe ich mich dem Zivilschutz in Pasadena gewidmet. Zu dem war ich stark in der Raketentechnik beschäftigt und habe dabei geholfen durch den Krieg zerstörte Bibliotheken wieder aufzubauen. Dazu stellte ich ein Hilfsprogramm auf. Aber um noch einmal auf die Raketen zurück zu kommen. Ich war von 1943 bis 1949 wissenschaftlicher Direktor der Raketenfirma Aerojet. Nun ja, *räusper* und ich kann jetzt nicht minder stolz behaupten einen maßgeblichen Teil an der Verbesserung von Triebwerken und Antriebsstoffen gemacht zu haben. Nach dem Ende des Krieges wurde ich von höchsten militärischen Stelle auf wissenschaftliche Missionen nach Deutschland und Japan geschickt. Ich habe dann sogar vom amerikanischen Präsidenten die "Medal of Freedom" bekommen. Das war einer schönsten Momente in meinem Leben. Die Medaille lag immer in einer Glasvitrine neben meinem Bett.“
M. Lohs: „*staun* und können Sie uns sagen, was Sie entdeckt haben oder für wichtige Forschungen in ihrem Leben gemacht haben?
F. Zwicky: „Nun ja, also eine meiner Meinung nach wichtige Entdeckung war die Deutung, das Neutronensterne aus Supernoven entstehen. Das war glaube ich so um 1933. Ich beschäftigte mich noch eine ganze Weile mit Supernoven. Ein faszinierendes Thema, wenn sie mich fragen. Und im Zeitraum der nächsten Jahre entdeckte ich noch ein Dutzend Supernoven. Bis zu meinem Tod dürften das so an die 123 gewesen sein.“
M. Lohs: „War diese ihre einzige Forschung?
F. Zwicky: „Oh, nein. Ähm. Ich habe noch entdeckt oder besser gesagt die Hypothese aufgestellt, dass Supernova-Explosionen aufgrund eines Gravitationskollapses entstehen. Und dann folgte eine meiner wichtigsten Arbeiten. Ich entwickelte die morphologische Methode. Das ist die Wissenschaft von Gestalten und Formen. Mit ihr lassen sich auf allgemeine und umfassende Weise die verschiedensten Probleme lösen. Grundbedingungen dieser "Totalitätsforschung" sind meiner Meinung nach Vorurteilslosigkeit und Mut. Je nach Problem, das gelöst werden soll, lassen sich etwa ein Dutzend morphologische Methoden unterscheiden.“
M. Lohs: „Aha. Sehr interessant. Könnten Sie darauf etwas genauer eingehen?“
F. Zwicky: „Gerne. Aber eigentlich ist die Sache gar nicht so komplex, wie sie sich anhört. Bei dieser Methode wird einfach ein Problem von einer Gruppe von Menschen behandelt. Dabei werden jedoch alle Möglichkeiten zur Problemlösung mit einbezogen. So ist die Entscheidung nicht so einseitig und nicht nur auf den Gedankenhorizont eines einzelnen begrenzt. Sozusagen kreative Arbeit. Ach so, eine Sache wäre mir doch fast entfallen. Wissen Sie, ich wurde nämlich 1972 mit der Goldmedaille der Royal Astronomical Society ausgezeichnet.“
M. Lohs: „Oh, wie ich sehe ist es schon recht spät. Wir sollten langsam aufhören?“
F. Zwicky: „Wie sie wollen.“
M. Lohs: „Ok, dann beenden wir jetzt Interview. Aber ich würde gerne noch mal auf die Sache mit dem Jupiter zurückkommen... .?“
Malte Kl.10